(teil 1 von 2)
“Ich bin Muslim und werde immer ein Muslim sein. Meine Religion ist der Islam.”
-Malcolm X
Frühes Leben
Malcolm X, geboren als Malcolm Little am 19. Mai 1925 in Omaha, Nebraska. Seine Mutter, Louis Norton Little, war Hausfrau, die sich um ihre acht Kinder kümmerte. Sein Vater, Earl Little, war Geistlicher der Baptisten und begieriger Unterstützer des Führers der Black Nationalists (der Schwarzen Nationalisten) Marcus Garvey. Earls Bürgerrechtsaktivismus zog Morddrohungen von der weißen Überlegenheitsorganisation Schwarze Legion nach sich, die die Familie dazu zwang, zweimal vor Malcolms viertem Geburtstag umzuziehen. Trotz Littles Anstrengungen der Legion auszuweichen, brannte 1929 ihr Heim in Lansing, Michigan, bis auf den Grund nieder und zwei Jahre später fand man Earls verstümmelten Körper auf den Bahngleisen der Stadt liegen, als Malcolm erst sechs war. Louise hatte mehrere Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes einen emotionalen Zusammenbruch und wurde in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Ihre Kinder wurden auf verschiedene Pflegeheime und Waisenhäuser verteilt.
Malcolm war ein tüchtiger, strebsamer Student und absolvierte die Junior Highschool als Klassenbester. Als einer seiner Lieblingslehrer ihm allerdings erzählte, dass Malcolms Traum, Rechtsanwalt zu werden, kein realistisches Ziel für einen Nigger sei, verlor Malcolm das Interesse an der Schule und gab sie im Alter von 15 auf. Das Leben der Straße kennenlernend, wurde Malcolm mit Gangstern, Dieben, Rauschgifthändlern und Strichjungen vertraut. Im Alter von zwanzig wegen Einbruch und Diebstahl verurteilt, verbrachte er die Jahre bis er siebenundzwanzig war im Gefängnis. Während seines Aufenthalts im Gefängnis, versuchte er, sich selbst zu weiterzubilden. Außerdem erfuhr er während der Zeit im Gefängnis von der Nation des Islam und trat ihr bei, studierte die Lehren von Elijah Muhammad vollständig. 1952 wurde er als völlig veränderter Mann entlassen.
Die ´Nation des Islam´
Nach seiner Entlassung ging Malcolm nach Detroit, beteiligte sich an den täglichen Aktivitäten der Sekte und wurde von Elijah Muhammad persönlich eingewiesen. Malcolms persönliches Engagement half dabei, die Organisation weltweit aufzubauen, wobei er zu einer internationalen Persönlichkeit wurde. Er wurde von großen Fernsehprogrammen und Magazinen interviewt und sprach im ganzen Land an verschiedenen Universitäten und auf anderen Foren. Seine Kraft lag in seinen Worten, die so lebendig die Lage der Schwarzen beschrieben und die Weißen so vehement beschuldigten. Wenn eine weiße Person die Tatsache zitierte, dass manche südliche Universitäten schwarze Neulinge ohne Bayonet eingeschrieben hatten, reagierte Malcolm mit Verachtung:
„Als ich hindurchschlüpfte, beeilte sich der Programmmanager, mich zu trietzen: ´Ahhh! Wirklich, Mr. Malcolm X – sie können nicht leugnen, dass dies ein Forschritt für ihre Rasse ist!´
Ich konnte mich nicht umdrehen, ohne etwas von einigen ´Fortschritten in Bürgerrechten´ zu hören! Weiße Menschen scheinen zu denken, der schwarze Mann sollte ´Hallelujah´ ausrufen! Vierhundert Jahre lang hat der weiße Mann sein einen Fuß langes Messer in den Rücken des schwarzen Mannes gestochen – und jetzt beginnt der weiße Mann, das Messer herauszudrehen, vielleicht fünfzehn Zentimeter! Es wird erwartet, dass der schwarze Mann ihnen Dankbarkeit erweist? Warum? Selbst wenn der weiße Mann das Messer ganz herausziehen würde, würde es immer noch eine Narbe hinterlassen!“
Obwohl Malcolms Worte häufig mit den Ungerechtigkeiten gegen schwarze in Amerika stachen, hielten ihn die auf gleicher Weise rassistischen Ansichten der Nation des Islam davon ab, jegliche Weißen als aufrichtig anzuerkennen oder in der Lage, ihnen in der Situation hilfreich beiseite stehen zu können. Zwölf Jahre lang predigte er, dass der weiße Mann der Teufel war und der ehrenwerte Elijah Muhammad der Gesandte Gottes. Unglücklicherweise konzentriert sich das Bild der meisten heutzutage auf diesen Zeitabschnitt in Malcolms Leben, obwohl ihm die Veränderungen, die er durchmachte, eine völlig andere und wesentlich wichtigere Botschaft für das amerikanische Volk gegeben haben.
Der Wechsel zum wahren Islam
Am 12.März 1964 verließ Malcolm die Nation des Islam, abgestoßen von den internen Eifersüchteleien und den Enthüllungen von Elijah Muhammads sexueller Unmoral mit der Absicht, eine eigene Organisation zu gründen:
„Ich fühle mich wie ein Mann, der lange unter der Kontrolle eines anderen geschlafen hat. Ich fühle, was ich jetzt denke und sage, ist für mich selbst. Vorher war es für und durch die Anleitung eines anderen gewesen, jetzt aber denke ich mit meinem eigenen Verstand.“
Malcolm war achtunddreißig Jahre alt, als er Elijah Muhammads Nation des Islam verließ. Über seine Überlegungen nachdenkend, die er vor seinem Austritt angestellt hatte, sagte er:
„An dem einen oder anderen Vortrag an einem College oder einer Universität kamen normalerweise, nachdem ich gesprochen hatte, vielleicht ein Dutzend vorwiegend weiß-erscheinende Menschen zu mir, die sich als arabische, mittelöstliche oder aus nordafrikanische Muslime zu erkennen gaben, die die Vereinigten Staaten besuchten, dort studierten oder lebten. Sie hatten mir gesagt, dass sie ungeachtet meiner die Weißen anklagenen Aussagen fühlten, dass ich mich ernsthaft als Muslim betrachtete – und sie fühlten, wenn ich dem, was sie den wahren Islam nannten, augesetzt sein würde, würde ich ihn verstehen und annehmen. Automatisch war ich, als Anhänger von Elijah Muhammad, ärgerlich geworden, wann immer mir dies gesagt wurde. Aber in der Privatsphäre meiner eigenen Gedanken nach verschiedenen solcher Erfahrungen, befragt ich mich selbst: ´wenn jemand aufrichtig eine Religion ausübt, warum sollte er dann verhindern, dass sich sein Wissen von dieser Religion sich verbreitet?´
Jene orthodoxen Muslime, die ich getroffen hatte, hatten mich, einer nach dem anderen, gebeten, mit einem Dr. Mahmoud Youssef Shawarbi zu sprechen. …Dann eines Tages wurden Dr. Shawarbi und ich von einem Journalisten eingeladen. Er war herzlich. Er sagte, er hat mich in der Presse verfolt; ich sagte, mir sei von ihm erzählte worden und wir sprachen fünfzehn oder zwanzig Minuten lang. Wir mußten beide gehen, um Verabredungen einzuhalten, die wir hatten, und er sagte etwas, dessen Logik mir nie mehr aus dem Kopf ging. Er sagte: „Kein Mann hat vollkommen geglaubt, bis er für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst auch wünscht.“ (Eine Aussage des Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden auf ihm).“
Die Auswirkungen der Pilgerfahrt
Malcolm spricht weiter über den Hağğ:
„Die Pilgerfahrt nach Mekka, bekannt als Hağğ, ist eine religiöse Pflicht die jeder orthodoxe Muslim erfüllt, wenn er dazu in der Lage ist, wenigstens einmal im Leben.
Der Heilige Quran sagt:
“…Und der Menschen Pflicht ist die Pilgerfahrt zum Hause (Gottes, das durch den Propheten Abraham erbaut wurde), wer da den Weg zu ihm machen kann…” (Quran 3:97)
“Gott sprach: „Und rufe die Menschen zur Pilgerfahrt auf. Sie werden zu Fuß und auf jedem mageren Kamel aus allen fernen Gegenden zu dir kommen.” (Quran 22:27)
Jeder einzelne von den Tausenden am Flughafen, bereit nach Jeddah aufzubrechen, war auf diese Art bekleidet. Du könntest ein König oder ein Bauer sein, und niemand würde es wissen. Einige mächtige Persönlichkeiten, die mir diskret gezeigt wurden, hatten das gleiche wie ich an. Einmal angezogen, hatten wir alle begonnen, mit wenigen Unterbrechungen auszurufen: „Labbayka! (Allahumma) Labbayka!“ (Dir zu Diensten bin ich hierher geeilt, unser Herr!) In einem Flugzeug mit weißen, schwarzen, braunen, roten und gelben Menschen, blaue Augen und blonde Haare, und mein filziges rotes Haar – alle zusammen, Brüder! Alle verehren denselben Gott, alle nacheinander, geben sich gegenseitig die gleiche Ehre…
Erst zu dieser Zeit begann ich wieder, den „Weißen Mann“ neu einzuschätzen. Es war, als ich zu spüren begann, dass „Weißer Mann“, wie es gwöhnlich verwendet wird, nur zweitrangig „Hautfarbe“ bedeutet; in erster Linie beschreibt es Verhaltensweisen und Taten. In Amerika bedeutete „Weißer Mann“ bestimmte Verhaltensweisen und Handlungen -Schwarzen und allen anderen nicht-weißen Menschen gegenüber. In der muslimischen Welt aber hatte ich gesehen, daß Männer mit weißer Hautfarbe wirklich brüderlicher waren, als alle anderen sonst jemals waren. Dieser Morgen war der Anfang einer radikalen Änderung meiner gesamten Ansichten über „weiße“ Männer.
Da waren Zehntausende von Pilgern aus aller Herren Länder. Sie hatten alle Farben, von blauäugigen Blonden bis zu tiefschwarzen Afrikanern. Aber wir alle nahmen an demselben Ritual teil, entfalteten einen einheitlichen Geist und eine Brüderlichkeit, von der ich nach meinen Erfahrungen in Amerika nie geglaubt hätte, daß sie unter Weißen und Nicht-Weißen existieren könnte… Amerika muß unbedingt den Islam verstehen lernen, denn dies ist die Religion, die das Rassenproblem ihrer Gesellschaft ausgerottet hat. Während meiner ganzen Reisen durch die muslimische Welt habe ich viele Leute getroffen, mit ihnen gesprochen und sogar gegessen, die in Amerika als weiß angesehen würden – aber die Eigenschaften der „Weißen“ waren aus ihren Köpfen durch die Religion des Islam beseitigt. Ich habe nie zuvor so eine ernsthafte und ehrliche Brüderlichkeit von Menschen aller Farben zusammen gesehen, ungeachtet ihrer Farbe.“
Malcoms neue Vision für Amerika
Malcolm fährt fort:
„Jede Stunde hier in dem Heiligen Land befähigt mich zu immer größer werdenden spirituellen Einblicken in das, was in Amerika zwischen schwarz und weiß passiert. Der amerikanische Negro kann nie für seine rassistischen Feindlichkeiten beschuldigt werden – er reagiert lediglich auf vierhundert Jahre bewussten Rassismus durch die amerikamischen Weißen. Aber da der Rassismus Amerika auf den Weg des Selbstmord führt, glaube ich, anhand der Erfahrung, die ich mit ihnen hatte, dass die Weißen der jüngeren Generation in den Colleges und Universitäten die Handschrift auf der Mauer lesen wird und viele von ihnen werden den spirituellen Weg der Wahrheit einschlagen – den einzigen Weg, der Amerika noch bleibt, um die Katastrophe abzuwenden, zu dem der Rassismus unvermeidlich führen muss.
Ich glaube, dass Gott der sogenannten ´christlichen´ weißen Gesellschaft ihre letzte Möglichkeit gegeben hat, zu bereuen und für die Verbrechen der Ausbeutung und der Versklavung der nicht-weißen Völker der Welt zu sühnen. Es ist genau so, wie als Gott Pharao eine Möglichkeit zur Reue gelassen hat. Aber Pharao lehnte ab, weil er sonst gerecht zu denen hätte sein müssen, die er unterdrückte. Und wir wissen, dass Gott Pharao letztendlich zerstört hat.
Ich werde niemals das Dinner bei Azzam zuhause mit Dr. Azzam vergessen. Je mehr wir sprachen, desto mehr ahnte ich sein riesiges Wissen und seine Vielfältigkeit schien grenzenlos. Er sprach von der Rassenzugehörigkeit der Nachkommen Muhammads, des Propheten, Gottes Segen und Frieden auf ihm, und er zeigte mir, dass sie sowohl schwarz als auch weiss waren. Er bewies mir auch, dass Farbe und die Probleme mit der Farbe , die in der muslimischen Welt existieren, nur in den Bereichen vorkommen, wo die Muslime durch den Westen beeinflusst sind. Er sagte, dass wenn man irgendwelche Differenzen aufgrund der Hautfarbe vorfindet, dann steht das in direktem Verhältnis zum westlichen Einfluß.“
(teil 2 von 2) Teil 2: Ein neuer Mann mit einer neuen Botschaft.
Das Einssein des Menschen unter dem Einen Gott
Es war während seiner Pilgerreise, wo er begann, einige Briefe an seine treuen Assistenten in der neugestalteten Muslimischen Moschee in Harlem zu schreiben. Er bat darum, dass seine Briefe vervielfältigt wurden und an die Presse verteilt würden:
“Niemals zuvor war ich Zeuge einer so aufrichtigen Gastfreundschaft und eines so überwältigenden Geistes wahrer Brüderlichkeit geworden, die von Menschen aller Hautfarben und Rassen hier in diesem alten Heiligen Land, dem Heim Abrahams, Muhammads und all der anderen Propheten der Heiligen Schriften, praktiziert werden. Die letzte Woche verbrachte ich ganz und gar sprachlos und verzaubert von der Dankbarkeit, die diese Menschen aller Farben um mich herum ausstrahlten…
Ihr werdet schockiert sein, diese Worte von mir zu hören. Aber auf dieser Pilgerreise hat mich das, was ich gesehen und erfahren habe, gezwungen, viele meiner früheren Denkmuster neu zu ordnen und einige meiner früheren Schlussfolgerungen über Bord zu werfen. Das war nicht allzu schwer für mich. Trotz meiner festen Überzeugungen bin ich immer ein Mann geblieben, der versucht, den Tatsachen ins Auge zu sehen und die Realität des Lebens als neue Erfahrung und neues Wissen zu akzeptierten und zu entfalten. Ich habe mir immer ein offenes Bewusstsein bewahrt, das für die Flexibilität notwendig ist, die mit einer jeglichen Form der intelligenten Suche nach der Wahrheit Hand in Hand gehen muss.
Während der letzten elf Tage hier in der muslimischen Welt habe ich mit muslimischen Brüdern, deren Augen das blaueste Blau, deren Haare das blondeste Blond und deren Haut das weißeste Weiß besaßen, von demselben Teller gegessen, aus demselben Glas getrunken und auf derselben Matte geschlafen, während wir zu demselben Gott beteten. Und in den Worten und Taten dieser weißen Muslime fühlte ich dieselbe Aufrichtigkeit, die ich unter den schwarzen afrikanischen Muslimen Nigerias, Sudans und Ghanas verspürte.
Wir waren wirklich alle gleich (wie Brüder) – denn ihr Glaube an einen Gott hat das Weiße aus ihrem Bewusstsein, das Weiße aus ihrem Verhalten und das Weiße aus ihrer Einstellung verbannt.
Daran konnte ich erkennen, dass vielleicht, wenn die weißen Amerikaner die Einheit Gottes akzeptieren könnten, dass sie dann vielleicht auch die Einheit der Menschheit wirklich akzeptieren könnten – und davon ablassen würden, andere anhand ihres „Farbunterschiedes“ zu messen, zu behindern und zu schädigen.
Mit dem Rassismus, der Amerika wie ein unheilbares Krebsgeschwür plagt, sollte das sogenannte ´christliche´ weiße amerikanische Herz empfänglicher für eine bewiesene Lösung eines derart zerstörerischen Problems sein. Vielleicht könnte es für Amerika gerade noch rechtzeitig sein, um das Land vor einer drohenden Katastrophe zu bewahren – der Rassismus brachte Deutschland dieselbe Zerstörung und hat vielleicht die Deutschen selbst zerstört.
“Sie fragten mich, was mich am Hajj am meisten beeindruckt habe… ich antwortete: „Die Brüderlichkeit! Die Menschen aller Rassen, Hautfarben, aus der gesamten Welt kommen zusammen! Das hat mir die Macht des Einen Gottes bewiesen… Alle aßen zusammen, alle schliefen zusammen. Die gesamte Atmosphäre der Pilgerreise betonte das Einssein der Menschen unter Einem Gott.“
Malcolm kehrte als El-Hajj Malik al-Shabazz von der Pilgerreise zurück. Er brannte von neuen spirituellen Einsichten. Für ihn hatte sich der Kampf von einem Kampf um Bürgerrechte eines Nationalisten zu einem Kampf um Menschenrechte eines Völker- und Menschenrechtlers ausgeweitet.
Nach der Pilgerreise
Weiße und andere Reporter waren begierig darauf, El-Hajj Maliks neuen Ansichten über sich selbst zu erfahren. Sie konnten kaum glauben, dass sich der Mann, der so viele Jahre gegen sie gepredigt hatte, plötzlich um 180 Grad gedreht haben und sie als Brüder bezeichnen könnte. Diesen Menschen hatte El-Hajj Malik folgendes zu sagen:
“Ihr fragt mich: ´Hast du nicht gesagt, dass du jetzt die hellhäutigen Männer als Brüder akzeptierst?´ Nun, meine Antwort ist, dass ich in der muslimischen Welt gesehen, gefühlt und nach Hause geschrieben habe, wie sich meine Denkweise ausgeweitet hat! Genau, wie ich beschrieben habe, teilte ich wahre, brüderliche Liebe mit vielen weißen Muslimen, die an meine Rasse oder Hautfarbe oder die eines anderen Muslim nie einen einzigen Gedanken verschwendet haben.
“Meine Pilgerreise hat meine Sichtweise erweitert. Sie hat mich mit einer neuen Einsicht gesegnet. In den zwei Wochen im Heiligen Land sah ich, was ich hier in Amerika in neununddreißig Jahren nicht gesehen hatte. Ich sah alle Rassen, alle Hautfarben, — von blauäugigen Blonden bis hin zu schwarzhäutigen Afrikanern — in wahrer Brüderlichkeit! Eine Einheit! Als Eins zusammenlebend! Keiner, der trennte, keine Liberalen; sie hätten gar nicht gewußt, wie man die Bedeutung dieser Worte interpretiert.
“In der Vergangenheit, ja, da habe ich radikale Anschuldigungen gegen alle weiße Menschen ausgesprochen. Ich möchte mich solcher Dinge nie wieder schuldig machen – denn ich weiß jetzt, dass einige weiße Menschen wirklich aufrecht sind, dass einige weiße Menschen wirklich fähig sind, brüderlich gegenüber dem schwarzen Mann zu sein. Der wahre Islam hat mir gezeigt, dass eine bloße Anschuldigung aller weißen Menschen genauso verkehrt ist, wie wenn die Weißen bloße Anschuldigungen gegen Schwarze hervorbringen.”
Zu den Schwarzen, die ihn vermehrt als Führer betrachteten, predigte El-Hajj Malik eine neue Botschaft, geradezu das Gegenteil von dem, was er als Prediger in der Nation des Islam gesagt hatte:
“Der wahre Islam hat mich gelehrt, dass alle religiösen, politischen, wirtschaftlichen, psychologischen und alle rassenmäßigen Inhaltsstoffe oder Eigenheiten dazugehören, um die Familie und die Gesellschaft der Menschen vollständig zu machen.
“Ich sagte zu meinen Zuhörern in der Harlem Street, dass, nur wenn sich die Menschheit dem Einen Gott ergibt, Der sie erschaffen hat — nur dann wird sich die Menschheit dem „Frieden“ auch nur nähern, von dem so viel gesprochen… aber in dessen Richtung so wenig unternommen wird.”
Zu gefährlich, zum Bleiben
El-Hajj Maliks neue universelle Botschaft stellte den schlimmsten Alptraum der Vereinigten Staaten dar. Nicht nur, dass er die schwarzen Massen anzog, sondern auch die Intellektuellen aller Rassen und Hautfarben. Jetzt wurde er ständig von der Presse als „gewaltverherrlichend“ und „militant“ dämonisiert, obgleich in Wirklichkeit er und Dr.Martin Luther King sich von ihren Standpunkten her näherten:
“Das Ziel war immer dasselbe geblieben, mit Annäherungen, so verschieden sie auch waren, meine und die von Dr.Martin Luther Kings gewaltlosen Kundgebungen, welche die Brutalität und das Schlechte der weißen Männer gegenüber wehrlosen Schwarzen dramatisierten. Und heutzutage in dem rassistischen Klima dieses Landes, stellt jeder Vermutungen an, welches „extrem“ die Probleme des schwarzen Mannes zuerst mit einer persönlichen fatalen Katastrophe treffen würde; der ´friedliche´ Dr.King oder ich, den sie als ´gewalttätig´ betrachteten.”
El-Hajj Malik wußte nur zu gut, dass er die Zielscheibe zahlreicher Gruppen war. Trotz alledem hatte er nie Bedenken, das auszusprechen, was er sagen wollte, wenn er meinte, es sagen zu müssen. Wie eine Art Grabesinschrift sagt er am Ende seiner Autobiographie:
“Ich weiß, dass Gesellschaften häufig die Menschen getötet haben, die daran beteiligt gewesen waren, diese Gesellschaften zu verändern. Und wenn ich sterben kann, und ich habe zuvor irgendein Licht gebracht, irgendeine bedeutungsvolle Wahrheit gebracht, die dabei helfen wird, das rassistische Krebsgescheschwür zu zerstören, das den Körper Amerikas schädigt — dann gebührt alles Lob und alle Ehre Gott. Nur die Fehler sind von mir.”
Das Vermächtnis des Malcolm X
Obwohl El-Hajj Malik wußte, dass er eine Zielscheibe für Mörder war, akzeptierte er diese Tatsache, ohne um Polizeischutz zu bitten. Als er am 21. Februar 1965 in einem New Yorker Hotel eine Rede vorbereitete, wurde er von drei schwarzen Männern erschossen. Drei Monate später wäre er vierzig geworden. Obwohl deutlich ist, dass die Nation des Islam etwas mit dem Mord zu tun hat, glauben viele Menschen, dass noch mehr Organisationen daran beteiligt gewesen waren. Das FBI – bekannt für ihre Tendenz, gegen die Scchwarzenbewegung zu sein – wurde als Komplize in betracht gezogen. Wir werden möglicherweise nie mit Sicherheit wissen, wer hinter der Ermordung von El-Hajj Malik oder den Morden an anderen nationalen Führern in den frühen 60ern steckte.
Malcolm X’ Leben hat die Amerikaner auf viele wichtige Arten beeinflusst. Das Interesse der Afro-Amerikaner an ihren islamischen Wurzeln ist seit El-Hajj Maliks Tod erblüht. Alex Haley, der Malcolms Autobiographie schrieb, verfasste später das Werk ´Roots´ (Wurzeln) über die Erfahrungen einer afrikanischen, muslimischen Familie mit der Sklaverei. Immer mehr Afro-Amerikaner werden Muslime, nehmen muslimische Namen an oder erkunden die afrikanische Kultur. Das Interesse an Malcolm X hat durch Spike Lees Film „X“ eine neue Flutwelle erfahren. El-Hajj Malik ist eine Quelle des Stolzes für Afro-Amerikaner, Muslime und Amerikaner im allgemeinen. Seine Botschaft ist einfach und klar:
“Ich bin kein Rassist, in welcher Form auch immer. Ich glaube an überhaupt keine Art des Rassismus. Ich glaube an keine Art der Diskriminierung oder Trennung. Ich glaube an den Islam, ich bin ein Muslim.“
Source: https://www.islamland.com/deu/articles/malcolm-x-usa—ff